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Stand Sommer 2023: Derzeit arbeite bevorzugt mit Aquarelltechniken. Dazu Ausstellung 11/2023

„Hortus conclusus“ (historisch) versus „Berichte aus einem Roten Wald“ (Kiew, zeitgenössisch)

Kunsthistorisch interessiere ich mich für die technische Entwicklung des planen Spiegels und seine höfische und später allgemeine Bedeutung eines Eindrucks um das eigene Antlitz und Erscheinung.

Thema der Bilder: „Spiegelungen und Schatten“

Work in progress, in der pipeline, auf der to do liste:

Heimat 2.2. „Bilder und Berichte aus einem Horts conclusus“. Das Gebet und der Wunsch nach einem Paradiesgarten, eine friedlichen ideale Landschaft fern aller politischen und sozialen Umbrüche und Konflikte des Lebens als Sehnsuchtsort. Z.B. bei Jakob Philipp Hackert, dem Zeichenlehrer Goethes, Maler des Klassizismus und Konstrukteur von imaginiert zeitlosen Idealen, dem Arcadien in Hellas, glücklichen und gebildeten Weideland mit friedlichen Hirten. Sehnsuchtsort wurde Italien, dem Land, in dem die Zitronen (ein damaliger Luxusartikel), preiswert für Jedermann blühen. Maria, die Mutter Gottes, ihre weibliche Begleiterinnen und Engel, die schützenden Mauern sind verschwunden, der Garten durch eine unbegrenzte und friedliche Hirtenlandschaft ersetzt. Eine Idee des Urlaubs beginnt, der modernen „Aus“-zeit, die allerdings im Diesseits stattfinden soll. Exotische Pflanzen, südliches Licht weisen auf ein anderes, friedlicheres Land.

Heimat 2.2. „Berichte und Bilder aus dem Roten Wald“. Im letzten Büchsenlicht, „entre Chien et loup“. Zwielicht, beginnende Dunkelheit, „nicht mehr – noch nicht“, schwindendes Sonnenlicht und Sicherheit. Interesse an Veränderung, Abbau, Aufbau, Werden und Vergehen, Zerstörung und Selbstzerstörung zeigen den Gedanken des „Fortschritt“, der sich immer besser als das bislang Vorhandene darstellt. Dafür setzen sich Menschen bis zur Selbstaufgabe ein.

Themen, über die ich mich einlese und recherchiere:

„Spiegelungen und Schatten“ Das ist ein Titel von und über Saul Steinberg, den ich sehr mag. Es geht um uns selbst und sichtbare Spiegelungen

Der plane Glasspiegel hat eine faszinierende Herstellungs- und Entwicklungsgeschichte. In der Glasherstellung, einem matt schimmerndem Material, war Byzanz Entwicklungsfokus. Buntes Glas, schillernde Gefäße, gläserne Kugeln und Schmuck nahmen eine herausragende Stelle in Kunsthandwerk ein. Schwierig und geheim waren Zutaten und Herstellung (spezielle Erden, Quarzsandsorten, Brennverfahren), deren Geheimnisse nach dem Fall von Byzanz mit den Handwerksmeistern ein Zufluchtsort in der reichen Handelsstadt Venedig fanden. Auf dem vorgelagerten Inselchen Murano entwickelten sich streng überwachte und isolierte Glashütten. Nicht nur ein Brandschutz erklärt die isolierte Lage. Weitergabe dieser „Geheimwissenschaften“ wurde mit dem Tode bestraft – die Lebenserwartung der Glasmacher war bei den verwendeten Materialien (Blei-, Arsen-, Quarz-, Quecksilber- und Silbersalze, Aufnahme giftiger Dämpfe durch die Lunge) ohnehin extrem kurz, Kinderarbeit für die schmutzigsten Arbeiten üblich. Lange waren Glasprodukte (Perlen) und Bleiglasspiegelstücke hochwertigste Luxusartikel – venezianische Händler kontrollierten Einkauf und Eingang der Materialien sowie Verkauf der gefertigten Glaswaren. Bleiglasspiegelstücke waren extrem teuer, da schwierig in der Herstellung. Etwas einfacher waren konvex gebogene Spiegel aus großen Glaskugeln herzustellen, wie in der sog. „Arnolfini- Hochzeit“ (Jan van Eyck, Brügge 1434) erstmals dargestellt. Diese Spiegel hatten, weil neu und ungewohnt, zudem seitenverkehrt das gespiegelte Antlitz und den Hintergrund fischaugenartig verzerrten, etwas Unheimliches: „Hexenspiegel“.

Bleiglasspiegel wiesen den Lichtverlust in Spiegeln aus poliertem Metall (Silber, Eisen, Bronze) nicht auf, sie waren lichtecht und hell, sie konnten in reflektiertem Sonnenlicht blenden. Polierte Metallspiegel reflektierten dunkel, nicht farbentreu, mit großem Lichtverlust. Albrecht Dürer hatte als Kind und Jugendlicher in Nürnberg Zugang zu einem Spiegel. Er kann allerdings nur einen kleinen Spiegel benutzt haben, größere Spiegel konnten erst später hergestellt werden. Er fertigte Selbstporträts an, aber der direkte Blick zum Betrachter war nur religiösen Darstellungen üblich. Es gelang ihm nicht, diese Art des Frontalportraits zu vermarkten. Ob er sich auch seitenkorrekt wiedergegeben hat, weiß ich nicht, es ist ihm aber als Meister des Holzdruckes zuzutrauen. Dürer reiste zu Martin Schongauer (Kupferstecher in Breisach) vergeblich, Schongauer war kurz vor seiner Ankunft an der Pest verstorben.

In dem Bild „Las Meninas“ von Diego Velasquez (1656) sehen wir in den Blickachsen eine Reflexion der Macht, nämlich des Königspaars Philipp IV mit seiner zweiten Ehefrau Maria Anna, wiedergegeben im: Spiegel.

„Wir sehen jetzt durch ein Spiegel in einem dunklen Wort ( „dunkles Wort“: griech.: „enigma“), dann aber von Angesicht zu Angesicht. Jetzt erkenne ich stückweise; dann aber werde ich erkennen, wie ich erkannt werde“ (1. Kor. 13,12; Luther Übersetzung)

Selbsterkenntnis, wie in dieser Bibelstelle, ein schwierig zu interpretierender Wechsel und auch zeitliche Verschiebung zwischen Sehen, Hören, Selbstreflexion, Erkenntnis und Bestimmung wird oft anhand einer Spiegelung des eigenen Gesichtes, der eigenen Person diskutiert und gilt in der kognitiven Psychologie als reiferes Zeichen eines Ich. Wir wissen inzwischen gesichert, dass sich die Persönlichkeit insgesamt nicht durch das Gesicht definiert, auch nicht durch die Form und Hervorwölbungen des Schädels (Gall’sche Schädellehre usw). Sehr wohl drücken sich entwickelnde Gefühle in der Mimik aus, die Mimik mancher Gefühle lassen sich nur mit viel Übung (Ekel) unterdrücken, manche starken vegetative Gefühle auch gar nicht (Pupillenreaktion). Diese Geschichten um die technischen Entwicklungen und danach folgende Kulturtechniken (Sich selbst schminken, attributieren) interessieren mich sehr.